Schilddrüsenblutwerte – verständlich erklärt

Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Wachstums- und Stoffwechselhormone. Funktioniert die Schilddrüse nicht richtig, drohen unterschiedliche Erkrankungen und Probleme. Ob eine Schilddrüsenfehlfunktion vorliegt und um welche es sich handelt, wird mit den sogenannten Schilddrüsenblutwerten ermittelt. Hier erkläre ich Ihnen, was dabei gemessen wird und wie die Ergebnisse einzuschätzen sind.

Wenn es um die Schilddrüsenfunktion geht, werden üblicherweise drei Werte gemessen: T3, T4 und TSH.

Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen werden anhand der Antikörper festgestellt.

Die Hormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) werden in der Schilddrüse hergestellt und gelangen über den Blutkreislauf zu den Zielorganen.

T3 = Triiodthyronin

Abweichungen beim Wert von T3 kann der Körper eine gewisse Zeit lang ausgleichen. Deshalb treten erhöhte oder erniedrigte Werte erst bei ausgeprägter Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion auf. Die Normwerte von T3 liegen bei 2,0 – 4,5 pg/ml beziehungsweise bei 5,4 – 12,3 pmol/l.

Diese Werte für das freie T3 (FT3) haben die größte Aussagekraft, während die Bestimmung des Gesamt-T3 nur begrenzte Informationen liefern. Im Gesamt-T3 ist das an das Thyroxin-bindende Globulin gebundene T3 mit enthalten. Nur etwa 0,3 % des T3 liegen in freier Form vor.

Erhöhte FT3-Werte deuten auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hperthyreose) hin, erniedrigte Werte auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Bei lange dauernden schweren Krankheiten kann FT3 allerdings auch erniedrigt sein, ohne dass eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt.

RT3 = Reverses Triiodthyronin

Das Reverse Triiodthyronin (RT3) ist das Abbau-Produkt von T4. Durch diese Umwandlung entfernt der Körper überschüssiges FT4 aus dem Stoffwechsel. RT3 ist ein inaktives Schilddrüsen-Hormon, allerdings hemmt es die Transformation von FT4 zu FT3. Zudem ist es dem FT3 strukturell so ähnlich, dass RT3 an den Rezeptor-Bindestellen mit T3 konkurriert. Daher kommt es bei zu hohen RT3-Werten zu einer Hypothyreose, obwohl der T3-Wert im Normbereich liegt. Diese Konstellation kommt bei beeinträchtigter Mitochondrien-Funktion vor. Typisch ist dies bei vielen Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauf-Leiden, einigen psychischen Erkrankungen sowie chronischen Entzündungen.

TBG = Thyroxin-bindendes Globulin

Das Thyroxin-bindende Globulin (TBG) ist die Transport- und Speicherform von T3 und T4. Diese Schilddrüsen-Hormone können sich zwar auch an andere Proteine (Transthyretin, Albumin) binden, allerdings ist die Affinität zum TBG am höchsten. Normwert für TBG sind 260 nmol/l (entspricht 15 µg/ml).

Erhöhte Werte deuten auf den Einfluss von Hormon-Präparaten (Östrogene, Androgene) hin. Auch eine kompensierte Leber-Zirrhose kann die Ursache sein, während bei einer dekompensierten Leber-Zirrhose erniedrigte TBG-Werte auftreten. Des weiteren kommen genetische Störungen im TBG-Stoffwechsel infrage.

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TRH = Thyreotropin Releasing Hormon

Das Thyreotropin Releasing Hormon (auch Thyreotropin Releasing Factor, kurz TRF) wird in der Hirn-Region des Hypothalamus gebildet. Von dort wird es zur Hypophyse (Hirnanhangdrüse) transportiert, wo es die Produktion von TSH anregt. Der Normwert liegt bei bis zu 18 µU/ml. Die Bestimmung wird allerdings kaum durchgeführt, weil bislang noch kein direkter diagnostischer Nutzen gefunden wurde. Manche Ärzte halten die Messung trotzdem für sinnvoll.

Bedeutung hat TRH allerdings beim TRH-Test. Dabei werden dem Patienten 200 µg TRH injiziert, um die dadurch erfolgte TSH-Produktion der Schilddrüse zu kontrollieren. Steigt der TSH-Wert bis auf höchstens 2,5 mU/l, liegt eine Hyperthyreose oder (selten) eine sekundäre Hypothyroese vor. Oberhalb von 25 mU/l leidet der Patient an einer Hypothyreose. Zwischen diesen beiden Werten liegt der Normbereich.

T4 = Thyroxin (oder Tetrajodthyroxin)

Der Normalbereich von T4 liegt bei 0,8 – 1,8 ng/dl beziehungsweise bei 10 – 23 pmol/l. Wenn zu Therapiezwecken schon Schilddrüsenhormone eingenommen werden, ist diese Normbereichsgrenze erhöht. Der obere Wert kann dann je nach Labor bei 2,5 bis 3,5 ng/dl liegen. Ein erhöhter Wert von T4 deutet auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hin, ein erniedrigter auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).

TSH – Thyreoidea Stimulation Hormon

Das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) wird in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet und reguliert die Jodaufnahme der Schilddrüse ebenso wie deren Hormonproduktion. Da es aber seinerseits unter anderem selber durch die Schilddrüsenhormone reguliert wird, zeigt ein normaler TSH-Wert an, dass die Schilddrüsenfunktion nicht gestört ist.

Die Bestimmung des TSH-Wertes ist die Basis jeder Schilddrüsenfunktionsuntersuchung. Der Normalbereich von TSH liegt zwischen 0,3 und 2,5 mU/l. Werden Schilddrüsenhormone eingenommen, wird die Einstellung auf 0,5 – 1,0 mU/l empfohlen.
Erniedrigte Werte von TSH: Wenn zu wenig TSH gemessen wird, produziert die Schilddrüse entweder zu viele Hormone oder die eingenommene Hormondosis ist zu hoch. Es liegt dann eine Hyperthyreose vor. Ausnahme: Bei einem Kombinationspräparat aus T3 und T4 kann der Wert zu niedrig ausfallen, ohne dass eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt. In jedem Fall muss ein zu niedriger TSH-Wert weiter abgeklärt werden.

Erhöhte Werte von TSH: Wenn zu viel TSH gemessen wird, produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone (Schilddrüsenunterfunktion) oder die von außen zugeführte Hormondosis ist zu niedrig. Auch hier ist eine weitere Diagnostik notwendig.

Sekundäre Hyper- oder Hypothyreose

FT3 und FT4 stehen in Wechselwirkung zu TSH. Sind die Werte von FT3 und FT4 erhöht, ist normalerweise das TSH erniedrigt und umgekehrt. Sind alle drei Werte erhöht, liegt die Ursache nicht in der Schilddrüse selber. Die Probleme rühren dann entweder von einer Schilddrüsenhormonresistenz her oder von einem TSH-produzierenden Tumor. Man spricht von einer sekundären Hyperthyreose. Beides kommt allerdings äußerst selten vor. Bei einer sekundären Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) ist die Funktion der Hirnanhangdrüse gestört.

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Weitere Schilddrüsenblutwerte

Entsprechen die Werte nicht der Norm, so werden oft weitere Untersuchungen durchgeführt. Ist die Schilddrüse beispielsweise entzündet (Thyreoiditis), so lässt sich dies durch bestimmte Antikörper nachweisen. Bei Krebserkrankungen der Hormondrüse sind bestimmte Proteine im Blut nachweisbar.

MAK = Mikrosomale Antikörper

Die Mikrosomalen Antikörper (MAK, TPO-Antikörper, TPO-AK) greifen die thyreoidale Peroxidase (TPO) an. Dieses Enzym ist an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist und in den Mikrosomen der Hormon-produzierenden Schilddrüsenzellen angesiedelt.

Der Normbereich liegt unter 35 IU/ml. Es ist umstritten, ob gering erhöhte Antikörper immer auf eine Erkrankung hinweisen oder auch bei Patienten ohne Schilddrüsenprobleme vorliegen können. Stark erhöhte Werte lassen jedenfalls auf eine Hashimoto-Thyreoiditis denken.

TAK = Thyreoglobulin-Antikörper

Die Thyreoglobulin-Antikörper (TAK, Tg-Antikörper) greifen das Thyroxin-bindende Globulin (TBG)  an, das für die Produktion und Speicherung der Schilddrüsenhormone gebraucht wird. Auch hier könnte ein erhöhter Wert auf eine Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow hindeuten. Der Normbereich liegt unter 100 U/ml.

TRAK = TSH-Rezeptor-Antikörper

Diese Antikörper docken an den Rezeptoren an, die eigentlich für das TSH vorgesehen sind. Sie blockieren diese, sodass das TSH sich dort nicht mehr verankern kann. Der TRAK-Wert wird bestimmt, um zu entscheiden, ob eine Schilddrüsenfehlfunktion autoimmun ist oder nicht. Der Normalbereich für TRAK liegt unter 9 U/ml. Ist der Wert erhöht, könnte ein Morbus Basedow oder eine Hashimoto-Thyreoiditis vorliegen.

Schilddrüsenwerte im Überblick

Kalzitonin reguliert den Kalziumhaushalt. Erhöhte Werte können auf einen Tumor hinweisen, aber auch harmlose Ursachen haben. Der Kalzitonin-Wert sollte bei Frauen unter 10 pg/ml und bei Männern unter 48 pg/ml liegen.

Weitere Themen sind: Eiweißwerte im BlutEiweißwerte im UrinBilirubinwerte

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Beitragsbild: pixabay.com – Mohamed_hassan