Das Zittern: Wenn Finger, Hände, Beine oder der Körper zittern – Ursachen, Symptome und Therapie

Allgemeines

Unter dem Begriff “Tremor” (lat. tremere Zittern) versteht man unwillkürliche Bewegungen in einem oder mehreren Körperteilen. Sie werden durch wechselnde Kontraktionen antagonistischer Muskelgruppen hervorgerufen.

Der Tremor ist eher ein Symptom konstitutioneller Erkrankungen oder Störungen als eine klinische Krankheit.

Bei einem Patienten mit Tremor muss immer nach den Ursachen geforscht werden. Eine differentialdiagnostische Abklärung ist unbedingt erforderlich, da sich die Therapie nach den Ursachen der Grunderkrankung richtet.

Um einen Tremor einzuordnen, beobachtet man die Frequenz, den Rhythmus, die Verteilung auf die betroffenen Körperteile sowie die Wirkung von Bewegung und Ruhe auf den Tremor.
Bei einer Frequenz von acht bis zehn Ausschlägen pro Sekunde spricht man von einem schnellen Tremor – ein langsamer Tremor weist drei bis fünf Ausschläge pro Sekunde auf. Der Rhythmus eines Tremors wird in feinschlägig und grobschlägig unterteilt.

Von einem Intentionstremor spricht man, wenn sich das Zittern während einer willkürlichen Bewegung eines oder mehrerer Körperteile verstärkt oder davon ausgelöst wird. Umgekehrt tritt der Ruhetremor auf, wenn sich der betroffene Körperteil in Ruhe befindet und lässt während aktiver Bewegung nach. Differentialdiagnostisch sind vorwiegend Erkrankungen des Zentralnervenssystem (ZNS), Intoxikationen, Endokrinopathien und psychische Erkrankungen für einen Tremor verantwortlich.

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Die Erkrankungen des Zentralnervenssystem (ZNS)

Der Morbus Parkinson

Man unterscheidet zwischen dem idiopathischen Morbus Parkinson, dessen Ursachen meist unbekannt bleiben und dem Morbus Parkinson, dem eine bestimmte Ursache zugeordnet werden kann, zum Beispiel als Folge von epidemischer Enzephalitis, Schädeltraumen oder cerebralen Gefäßprozessen durch Arteriosklerose.

Der Tremor beim Morbus Parkinson ist häufig ein Ruhetremor mit vier bis acht Ausschlägen pro Sekunde, eher grob- als feinschlägig. Er kann bei willkürlicher Bewegung vorübergehend aufhören und mit bewusster Anstrengung kurzfristig unterdrückt werden. Gefühlserregungen und Müdigkeit intensivieren den Tremor – im Schlaf verschwindet er.

Das Zittern beginnt oft in einer der oberen Extremitäten und kann darauf beschränkt bleiben. Es kann aber auch auf die anderen Extremitäten und auf die Kiefer- und Halsmuskulatur übergreifen. Der Tremor betrifft meistens Finger, Unterarme, Kopf, Augen und die Zunge.

Neben dem Zittern sind ein Verlust der Bewegungskoordination, Rigidität (Verkrampfung der Muskulatur) Masken- und Salbengesicht und verlangsamte Bewegungen zu beobachten. Eine klinische Abklärung mittels hirnspezifischer Diagnoseverfahren (zum Beispiel CTG) ist dringend erforderlich.

Die Wilsonsche Krankheit

Hierbei handelt es sich um eine seltene familiäre Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch eine Degeneration der Linsenkerne des Zentralnervensystems und einer knotigen Leberzirrhose. Die Ursache der Erkrankung ist ein abnormer Kupferstoffwechsel mit übermäßigen Kupferablagerungen im Gehirn und in der Leber. Symptomatisch sind das Auftreten eines grünlich pigmentierten Ringes am Außenrand der Hornhaut, Koordinationsstörungen der Extremitäten, Tremor und Anzeichen einer Lebererkrankung.

Das Zittern bei der Wilsonschen Krankheit kann dem typischen Parkinson – Tremor ähneln oder dem für Kleinhirnerkrankungen typischen Intentionstremor, aber charakteristisch ist der so genannte “Flügelschlagtremor”. Es kommt zu schnellen, heftigen Bewegungen der Hand oder des ganzen Armes, ähnlich dem Flügelschlag eines Vogels.

Die progressive Paralyse

Die progressive Paralyse ist das dritte Stadium einer Syphiliserkrankung. Im Frühstadium dieser Erkrankung tritt ein feinschlägiger, schneller Tremor auf, der das Gesicht, die Hände und die Zunge betreffen kann. Verantwortlich für diesen Tremor ist wahrscheinlich eine Schädigung der Zellen des Stirnlappens und dessen Verbindung mit dem Hirnstamm und dem Kleinhirn. Mittels krankheitstypischer Laborbefunde des Liquor cerebralis (Hirnflüssigkeit) kann die Diagnose gestellt und antibiotisch behandelt werden.

Die multiple Sklerose

Es handelt sich um eine chronische, langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns und des Rückenmarks (siehe auch: Multiple Sklerose) – gekennzeichnet durch Markscheidenzerfall der Nervenbahnen. Die Atiologie dieser Erkrankung ist nach wie vor unbekannt.

Neben psychischer Störungen, Sprachschwierigkeiten, Augensymptomen (zum Beispiel Nystagmus, Gesichtsfeldveränderungen, Augenmuskellähmungen) und Sensibilitätsstörungen kommt des häufig im Verlauf der Erkrankung zu Störungen der Motorik, gekennzeichnet durch einen Steigerung der Reflexe, Schwäche und Spastizität der Muskeln und einem Intentionstremor.

Dieses Zittern tritt auf, wenn sich der Patient um eine gezielte Bewegung bemüht. Er steigert sich, je bewusster und länger die Bemühungen anhalten. Die Bewegung wird schwankend, ungleichmäßig, zitternd und unzweckmäßig.

Die cerebrale Arteriosklerose

Je nach Lokalisation der arteriosklerotischen Herde im Zentralnervensystem können ein dem Morbus Parkinson ähnlicher Tremor oder ein Intentionstremor auftreten. Andere Symptome der Arteriosklerose und das Alter des Patienten sind differentialdiagnostisch relevant.

Intoxikationen

Bei Vergiftungen und Rauschmittelabusus ist der Tremor häufig ein hervorstechendes Symptom. Chronische Quecksilbervergiftungen beispielsweise sind gekennzeichnet durch einen langsamen grobschlägigen Tremor der Gesichts- und Extremitätenmuskulatur. Bei Morphium- und/oder Kokainsüchtigen findet man häufig einen feinen Tremor der Gesichtsmuskulatur und der Finger. Bei Entzug verstärkt sich der Tremor.

Der häufigste toxische Zustand, bei dem ein Tremor auftritt, ist der Alkoholismus. Es handelt sich um einen schnellen, grobschlägigen Tremor der Finger, der Zunge, der Extremitäten und des Kopfes. Er ist besonders heftig morgens nach einer längeren Alkoholkarenz. Zufuhr von Alkohol -“das erste Gläschen” – verringert oder beseitigt den Tremor häufig.

Differentialdiagnostisch sind Hinweise auf das betreffende Gift relevant. Therapie der Wahl ist der Entzug des Toxins.

Die Hyperthereose

Bei der Schilddrüsenüberfunktion findet man neben Tachykardie (schnelle Herzfrequenz), Exophthalamus (hervortretende Augäpfel), Schilddrüsenvergrößerung und einer Vermehrung des proteingebundenen Jods im Serum einen regelmäßigen, feinschlägigen und schnellen Tremor, der auf die ausgestreckten Finger und Hände beschränkt ist.
Die Diagnose ist aufgrund der oben genannten Symptome und Serumsbefunde problemlos zu stellen.

Psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen wie Angstzustände oder Hysterien können als Krankheitssymptom Tremor unterschiedlicher Ausprägung aufweisen. Eine psychiatrische Abklärung kann Klarheit bringen und eine psychotherapeutische Behandlung Linderung oder Heilung.
Bei einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) und Hypothermie (Unterkühlung) tritt ebenfalls häufig ein generalisierter Tremor auf, der bei Behebung der Ursache sofort verschwindet.

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Beitragsbild: pixabay.com – PicsbyAnnyk