Entdeckungen im Tarot: Ursprünge, Symbole und spirituelle Einsichten

Geschichte und Struktur des Tarot

Beim Stichwort „Tarot“ denkt man sofort an Kartenlegen und Wahrsagerei. Zu allen Zeiten versuchten Menschen, den Schleier der Zukunft zu lüften. Im mittelalterlichen Europa waren die Zigeuner für diese Zukunftsdeuterei bekannt. Sie sollen das Tarot einst aus Indien mitgebracht haben. Andere Quellen nennen Ägypten als Ursprungsland. Weitere Bezüge bestehen angeblich zur jüdischen Kabbala und zur Astrologie.

Um 1900 beschäftigte sich der „Orden der Goldenen Dämmerung“ mit diesen Praktiken. Auch Arthur Edward White und Aleister Crowley waren Mitglieder dieser englischen Geheimgesellschaft. Man hatte das Ziel die materialistische Welt des beginnenden Industriezeitalters mit Hilfe von spirituellen Praktiken zu verändern. Dazu gehörten auch Traumdeutung und die Arbeit mit mystischen Symbolen.

Hierzu gaben die beiden Großmeister der „Golden Dawn Society“ neue Tarotkarten in Auftrag. Gemalt wurden die Bilder des Crowley-Tarots on Lady Frieda Harris, einer Ägyptologin. Das Rider-White-Tarot gestaltete Pamela Colman-Smith. Als Vorlage diente das Tarot de Marseille aus dem 16. Jahrhundert.

In den 1920 Jahren entdeckte die Psychoanalyse die Bedeutung der Symbolsprache. Carl Gustav Jung bezog Symbole und imaginative Vorstellungen in seine tiefenpsychologisch orientiere Therapie ein. Seine “Archetypen“ als Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster kann man in der Großen Arkana aufspüren.

Dabei handelt es sich um die zweiundzwanzig wichtigsten Karten des Tarot. Sie symbolisieren den Lebenskreis von der Null, dem unschuldigen unbedarften “Narr” bis hin zum “Universum” (21). Die sechzehn Hofkarten gelten als Begleiter. Das können Personen sein, die für unser Leben wichtig sind, aber auch Eigenschaften, die es zu fördern oder auszugleichen gilt.

Die vierzig Karten der Kleinen Arkana sind den vier Elementen zugeordnet und symbolisieren im Crowley-Tarot folgende Lebensbereiche:

• Scheiben (Erde) = die körperliche Ebene und die materielle (Arbeits-)welt
• Kelche (Wasser) = die seelische Ebene, Gefühle und Beziehungen
• Stäbe (Feuer) = die energetische Ebene, Kraft und Durchsetzungsvermögen
• Schwerter (Luft) = die geistige Ebene, Denken und Kommunikation

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Das Tarot als Lebenshilfe und Form der Meditation?

In den 1960er Jahren wurde das Tarot von den “Hippies” wiederentdeckt. Mit I-Ging und Räucherstäbchen gehörte es zu jener Subkultur wie Marihuana und Jasmintee. Rund fünfundzwanzig Jahre später zur Blütezeit der neuen Esoterikwelle lag Kartenlegen ebenso im Trend wie Engelmeditation und Reiki.

Und natürlich werden Tarotkarten noch heute zum Vorhersagen der Zukunft verwendet. Nur treten die Wahrsager nicht mehr auf Jahrmärkten auf, sondern im Internet oder speziellen TV-Sendern. Viele bieten ihre Dienste auf Esoterikmessen an oder führen Telefonberatungen durch. Das Ganze meist gegen satte Honorare, denn die Branche boomt.

Gerade in Krisenzeiten machen sich die Menschen berechtigte Sorgen um ihre Zukunft und suchen spirituellen Halt. Es dürfte schwierig sein auf dem riesigen Markt schwarze Schafe von seriösen Lebensberatern zu unterscheiden.

Doch hier soll es nicht um Zukunftsdeutung gehen, sondern um eine spielerische Form, das Vertrauen in die eigene Intuition zu stärken. Wer kennt nicht das berühmte Bauchgefühl in einer schwierigen Lebenssituation? Oftmals hören wir trotz Bedenken unserer inneren Stimme lieber auf das, was der Verstand uns vorgibt.

Wir wägen Vor- und Nachteile ab und entscheiden aus dem Kopf heraus. Geht es dann schief am neuen Arbeitsplatz oder scheitert die Beziehung, fragen wir uns verwundert, warum wir alle Warnsignale übersehen haben. Dennoch ist es wichtig, sich nicht abhängig zu machen von dieser Art der Lebenshilfe. Tarot-Karten können Wegweiser sein, aber keine Krücken.

Wer morgens nicht mehr aus dem Haus geht, ohne vorher seine Karte des Tages zu Rate zu ziehen, ist gefährdet von dieser besonderen Form der Spielsucht.

Tarotmeditation bietet bildhafte Entspannung. Dazu muss man nicht unbedingt verdeckt eine Karte ziehen. Man kann aus dem Kreis der 78 Karten bewusst jene auswählen, die am besten die momentane Stimmung trifft oder zum Thema passt, das einen gerade beschäftigt. Die Vorgehensweise unterscheidet sich nicht von anderen imaginativen Entspannungsverfahren.

Ob man über einem Mandala meditiert oder vor einer brennenden Kerze ist zweitrangig. Wie bei den visuellen Vorstellungen vom „Ort der Ruhe“ oder einer Blumenwiese im Autogenen Training für Fortgeschrittene, geht es darum, sich ganz ins gewählte Bild zu vertiefen. Diese Konzentration bringt tiefe Entspannung, die bis zum wohltuenden Zustand der Gedankenleere führen kann.

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Beitragsbild: pixabay.com – MiraCosic