Säure-Basen-Verhältnis im Körper: Wie wirkt sich Übersäuerung wirklich aus?

Wie übersäuert sind wir wirklich?

Wir belasten unsere Umwelt mit allerlei Säuren, gegen die die Natur sich nicht mehr zu wehren weiß. Flüsse, Wälder, Wiesen und Felder leiden unter der enormen Säurelast, die beispielsweise in Form von Schwermetallen, Kohlendioxid (CO2) oder Dioxinen mit den Abgasen die Luft verpesten.

Ein hoher Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre trägt darüber hinaus zur Erderwärmung bei. Hierdurch geht der vermehrte CO2-Ausstoß auch an Tieren und Menschen nicht spurlos vorüber. Obwohl wir alle die Problematik kennen, wird weiterhin – trotz ausgehandelter Verträge – Kohlendioxid fleißig in unsere Atmosphäre geblasen.

Das Säure-Basen-Verhältnis im menschlichen Blut

Die Naturheilkunde warnt außerdem seit Jahrzehnten vor der Problematik einer Säure-Anreicherung in unserem Körper, während die Schulmedizin sich erst dann mit dem Phänomen beschäftigt, wenn die akute Azidose bereits eingetreten ist und der Patient oft schon auf der Intensivstation liegt. Dabei ist die Übersäuerung unseres Körpers kein plötzlich auftretender Zustand, sondern vielmehr ein schleichender Prozess.

Dabei lässt sich recht leicht messen, ob unser Blut in der Lage ist, den Säurewert konstant zu halten. Der pH-Wert, der eine Kenngröße für den Säure-Basen-Haushalt ist, muss im Blut immer bei ziemlich genau 7,4 liegen, denn nur in diesem leicht basischen Milieu können lebensnotwendige Prozesse im Blut korrekt ablaufen.

Um aber jede auch noch so geringe Abweichung des pH-Werts auszuschließen, ist unser Körper normalerweise mit einem Schutzwall von Basen ausgestattet. Diese liegen in 20-facher Konzentration der Säuren vor, um das System bei Bedarf abzupuffern.

Durch zu saure Nahrung kann das Verhältnis sich allerdings verschieben, so dass etwa auf jede freie Säure nur noch 19 oder 18 freie Basen kommen. In diesem Fall nimmt die Pufferkapazität des Blutes ab.

Obwohl wir dann natürlich immer noch einen Überschuss an Basen haben – also auch nicht „sauer“ sind – sprechen die Fachleute von einer Übersäuerung beziehungsweise Azidose. Richtiger müsste die Übersäuerung wohl heißen: Eine Abnahme der Pufferkapazität.

Es klingt erst einmal irritierend, wieso eine Lösung mit einem pH-Wert von 7,4 so einen hohen Überschuss an Basen aufweist, da wir aus dem Schulunterricht noch wissen, dass pH 7 neutral ist. Dies trifft aber nur auf destilliertes Wasser zu, während der Neutralwert von Blut bei 6,1 pH liegt. Dieser Neutralwert ist der pH-Wert, der sich einstellt, wenn in einer bestimmten Lösung Säuren und Basen im Verhältnis von 1:1 vorliegen.

Ein pH-Wert von 7,4 bedeutet dabei eine Verdünnung von 10-7,4 (im Gegensatz zu dem Neutralwert von 10-6,1). Die Differenz des Neutralwerts und des tatsächlichen Werts ist also 101,3. Und 101,3 (also der Überschuss der Basen gegenüber den Säuren) ist genau 20. Auf diese Weise lässt sich der 20-fache Überschuss der Basen rechnerisch belegen.

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Sind wir alle übersäuert?

Immer wieder warnen vor allem Heilpraktiker vor einer Übersäuerung des Körpers. Sicherlich ist es übertrieben zu denken, wir alle seien davon betroffen. So ist die akute Azidose äußerst selten und tritt fast ausschließlich bei entgleisten Diabetikern und dialysebedürftigen Nierenpatienten auf.

Doch immer geht der Azidose eine Verringerung der Pufferkapazität voraus und dieses Phänomen ist weitaus häufiger. Allerdings betrifft auch das „nur“ etwa 5 Prozent der Bevölkerung.

Wie so häufig wurde auch bei dem Problem der Übersäuerung ein kleiner Warnhinweis fehlinterpretiert, aufgebauscht und breit getreten – sei es, um die Gefahr besser zu verdeutlichen oder um mehr Medikamente zu verkaufen. So wird leicht der Eindruck erweckt, wir alle seien von der minimierten Pufferkapazität betroffen.

Geschürt wird diese Angst noch durch den seit einiger Zeit auf dem Markt befindlichen Urin-Teststreifen, der allerdings nicht den pH-Wert des Blutes anzeigt und somit nicht mehr Aussagekraft hat als beispielsweise das Kaffeesatzlesen.

Aber warum lässt sich nicht vom pH-Wert des Urins auf den pH-Wert des Blutes schließen? Dies ist ganz einfach zu erklären: Viele Säuren sind an Basen gebunden, wenn sie mit dem Harn ausgeschieden werden, weshalb sie auf dem Indikatorpapier nicht als „sauer“ sichtbar sind.

Es kann sogar sein, dass wir einen stark basischen Urin haben, weil die Niere nicht alle Säuren herauslässt und diese sich stattdessen im Körper anreichern. Werden sie nun aber durch eine Therapie ausgeschwemmt, erschreckt dies die Patienten im ersten Moment sehr, da der Teststreifen stark sauren Urin anzeigt. So sind die Betroffenen oft irritiert, wenn sie nach einer kaliumreichen Getreidekost auf ihr Indikatorpapier schauen. Aber keine Sorge: Getreide entsäuert!

Um das Säure-Basen-Verhältnis im Körper also richtig zu diagnostizieren, ist eine Blutuntersuchung nötig. Es gibt eine recht einfache Ausnahme, bei der die Patienten ihn doch selber anhand des Urins testen können:

Wer zum Frühstück einen Esslöffel Natriumhydrogencarbonat zu sich nimmt und den Harn bis in den Nachmittag hinein mit einem Teststreifen kontrolliert, muss im Laufe der Zeit einen deutlichen Anstieg ins Basische feststellen. Ist dies nicht der Fall, so können wir davon ausgehen, dass der Körper die Basen so dringend benötigt, um das Verhältnis aufrechtzuerhalten, dass er sie nicht wieder abgeben möchte.

Das Bindegewebe als Müllhalde

Überschüssige Säure, die wir nicht direkt ausscheiden können, lagert sich erst einmal in unserem Körper ab. Da das kollagene Bindegewebe, das etwa 70 Prozent unsere Körperproteine ausmacht, eine sehr hohe Pufferleistung aufweist, ist es normalerweise der Ort, an dem die Säure gespeichert wird.

Dadurch verliert das Bindegewebe an Elastizität, wodurch Probleme mit den Bandscheiben und den Gelenkknorpeln entstehen können. Dennoch ist der Rückkehrschluss falsch: Nicht jeder Rheumatiker muss ein notgedrungen ein schlechtes Säure-Basen-Verhältnis aufweisen!

Auch in den Körperzellen speichern wir überschüssige Säure, besonders dann, wenn nicht genügend Kalium vorhanden ist. Und ebenso wie das Bindegewebe, werden auch die Zellen starr.

Die roten Blutkörperchen können dann nicht mehr ungehindert durch die hauchdünnen Äderchen schlüpfen, wodurch die Zellen schlecht mit Sauerstoff versorgt werden. In Nervenzellen sinkt durch zu viel Säure das Ruhepotential, im schlimmsten Fall kommt es hierdurch zu einer Lähmung der Muskulatur.

Nicht nur im Haushalt lassen sich Kalkflecken durch Säure entfernen. Säuren spülen auch die Kalziumeinlagerungen aus unseren Knochen heraus, was zu Osteoporose führen kann. Ein saures Milieu begünstigt die Entstehung von Mutationen. Hierdurch kann bekanntlich Krebs entstehen. All diese Erkrankungen können durch eine Übersäuerung hervorgerufen werden, können aber auch unzählige andere Ursachen haben.

Wodurch übersäuern wir?

Unsere Ernährungsgewohnheiten tragen einen Großteil dazu bei, ob unser Säure-Basen-Haushalt in einem gesunden Verhältnis steht. Zwar kursieren im Netz und in der Literatur unzählige Tabellen und Angaben über saure beziehungsweise basische Lebensmittel, doch kann man sich auf vieles nicht verlassen.

Die Angaben gehen fast ausschließlich auf die Analysen von Ragnar Berg zurück, der im Jahre 1912 allerdings Kationen und Anionen untersuchte und nicht Säuren und Basen. Dass dies ein großer Unterschied ist, wurde allerdings erst elf Jahre nach seinen Versuchen klargestellt.

Es gibt aber etwas, das wir über die Ernährung und den Säure-Basen-Haushalt mit ziemlicher Sicherheit wissen: Eiweiße bestehen aus vielen Aminosäuren. Wer sich sehr proteinreich ernährt, schadet damit seinem Säure-Basen-Haushalt. Da tierische Lebensmittel oft viel mehr Eiweiße enthalten als pflanzliche Nahrungsstoffe, wird nicht nur der Urin von Vegetariern basisch.

Natürlich muss jetzt niemand gänzlich auf Fleisch, Fisch, Eier und Milch verzichten, um einer Übersäuerung vorzubeugen. Aber unsere Vorfahren, bei denen höchstens einmal in der Woche Fleisch auf den Tisch kam, hatten eindeutig ein gesünderes Säure-Basen-Verhältnis als wir.

Jetzt sollten wir aber nicht versuchen, unseren Ernährungsplan nach Tabellen auszurichten, dabei auf genügend VitamineSpurenelemente und auch noch auf basische Lebensmittel zu achten.

Stattdessen ist Abwechslung und Vollwertigkeit das höchste Gebot!
Trotz seines Namens ist Sauerstoff ganz und gar nicht das Element, das unseren Körper übersäuert.

Ganz im Gegenteil: O2 ist sogar nötig, um eine Säurebildung zu verhindern. Wenn wir uns körperlich sehr belasten, etwa durch Hochleistungssport, so bekommen unsere Muskeln nicht mehr ausreichend Sauerstoff und stellen auf einen anaeroben Stoffwechsel um, bei dem Milchsäure gebildet wird.

Gleichzeitig sinkt das Leistungslimit. Aber nicht nur bei Sportlern, sondern bei allen Menschen bildet sich Milchsäure bei Sauerstoffmangel, die abgebaut, gespeichert oder gepuffert werden muss.

Auch Zucker ist nicht für die Übersäuerung unseres Körpers verantwortlich, wenn er auch manch anderes gesundheitliches Problem verursacht. Nur, wenn kein Sauerstoff da ist, mit dem der Zucker zu CO2 verbrennen kann, dann reagieren seine C-Atome mit unserem Körperwasser (H2O) zu Kohlendioxid. Zurück bleiben vier Wasserstoffionen (H+), die ja bekanntlich die Träger von Säuren sind.
Kritisch, aber nicht panisch!

Sicherlich sollten wir die Übersäuerung unseres Körpers ebenso kritisch im Auge behalten wie die Verschmutzung unserer Umwelt. Doch die „Panikmache“ mancher Kollegen ist in einigen Fällen übertrieben.

Zum Weiterlesen: Fragen zur Übersäuerung – Was ist der optimale Urin Ph-Wert?

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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 18.07.2013 bearbeitet.