Vaginitis – Die Scheidenentzündung: Ursachen, Symptome, Diagnose Therapie

Eine Entzündung der Scheide (lat.: Vaginitis, gr.: Kolpitis) ist die häufigste Erkrankung weiblicher Geschlechtsorgane, die sich im Laufe eines Lebens bei nahezu jeder Frau mindestens einmal präsentiert und die sexuell übertragen werden kann. Dabei lassen sich bei 50 Prozent der Frauen unterhalb des 25. Lebensjahres Pilze als Erreger nachweisen.

Die Scheide ist unter physiologischen Bedingungen mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die, zusammen mit den für das saure Milieu sorgenden Laktobakterien für die Abwehr von Erregern verantwortlich ist. Zusätzlich schützen die Schamlippen und die Schambehaarung. Durch verschiedene Umstände und Erkrankungen kann dieser Abwehrmechanismus gestört sein und Entzündungen hervorrufen.

Bei Kindern ist der physiologische Schutzmechanismus noch nicht vollständig ausgebildet, hier findet sich ein eher alkalisches Vaginalmilieu, welches das Eindringen von Erregern begünstigt. Dies begünstigt eine Vulvovaginitis (Entzündung äußerer und innerer Geschlechtsteile), die kindliche Form der Vaginitis.

Ab der Pubertät lassen sich mehrere Ursachen für eine Vaginitis aufzeigen:

Hierzu zählen Unverträglichkeitsreaktionen bei der Verwendung von Tampons oder einem Scheidendiaphragma, Verletzungen während des Geschlechtsverkehrs (auch bei ungewöhnlichen Praktiken), eine Störung des pH-Wertes im Scheidenbereich (z.B. durch Ausfluss des Schleims aus dem Muttermund, durch eine Antibiotikatherapie), ein gestörtes Kreislaufverhältnis mit mangelhafter Durchblutung (Unterversorgung mit Sauerstoff und lebensnotwendigen Stoffen = Durchblutungsstörungen), Diabetes mellitus sowie ein abfallender Östrogenspiegel nach der Menopause (wodurch die Regenerationsfähigkeit der Schleimhaut sinkt und sie dünner wird). Eine Entzündung begünstigend wirken vor allem eine geschwächte Immunabwehr (z.B. bei AIDS) sowie Therapien mit Immunsuppressiva.

Zu den verursachenden Erregern zählen vor allem Pilze (hauptsächlich Candida albicans, Hefepilz). Diese liegen regulär in geringem Maße auf der Hautoberfläche und verursachen dort keinen Schaden.

Eine angegriffene Immunabwehr führt rasch zu einer Vermehrung über das tolerierbare Maß hinaus. Bakterien sind seltener als Auslöser zu beobachten. Hierzu zählen Staphylokokken, Streptokokken, Kolibakterien, Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen und Gardnerella vaginalis (unbewegliches Bakterium, welches in geringer Keimzahl physiologisch in der Vaginalschleimhaut vorkommt). Sie alle werden in den meisten Fällen durch Sexualkontakt übertragen oder vermehrt.

Neben Pilzen und Bakterien gelten auch Trichomonaden (Geißeltierchen) oder das Herpesvirus als Verursacher von Entzündungen. Begünstigend auf das Wachstum und die Ausbreitung wirkt sich dabei besonders eine mangelhafte Intimhygiene aus (unter anderem das Tragen des gleichen Slips über mehrere Tage, seltenes Waschen im Intimbereich, unregelmäßiges Wechseln von Tampons).

Die Klinik der Vaginitis weist vor allem einen vermehrten Ausfluss (Fluor vaginalis) auf. Dieser kann von zäher, fester, krümeliger oder wässriger Konsistenz sein, farbliche Veränderungen aufweisen (gelblich bei Eiter, rötlich bei Blutbeimengungen) und übel riechen (verursacht durch eine Vermehrung von Gardnerella vaginalis).

Zusätzlich entstehen ein unangenehmer Juckreiz oder ein Brennen im Scheidenbereich. Je nach Ausbreitung erweitert sich die Symptomatik. Bei Übergriff auf die äußeren Geschlechtsmerkmale präsentiert sich der Schambereich zum Teil stark gerötet und geschwollen oder reagiert ebenfalls mit einem zunehmenden Juckreiz. Bei Ausbreitung zur Gebärmutter hin kann es zu einer Zervizitis (Entzündung des Gebärmutterhalses), Endometritis (Entzündung der Gebärmutterschleimhaut) oder Myometritis (Entzündung der Muskelschicht der Gebärmutter) kommen.

Durch Inspektion der Scheide lässt sich meist rasch eine Diagnose stellen. Die Schleimhaut präsentiert sich gerötet, geschwollen, zum Teil mit Auflagen oder Eiterbläschen. Der untersuchende Arzt entnimmt Abstriche und unter Umständen auch eine Gewebeprobe zur Differenzierung des Erregers.

Je nach vorliegender Ursache werden Antimykotika (Medikamente gegen Pilzbefall) oder Antibiotika (Medikamente gegen Bakterien) verordnet. Diese können in Form von Vaginalzäpfchen, Cremes, Sprays oder auch als Tabletten eingenommen werden.

Daneben helfen Vaginalspülungen mit desinfizierenden Lösungen sowie Sitzbäder mit abschwellenden und juckreizlindernden Substanzen. Ein Mangel an Östrogenen kann durch eine Hormontherapie substituiert werden, ebenso lässt sich durch Gaben von Laktobakterien (über Zäpfchen) das saure Milieu in der Scheide wieder herstellen.

Die Prognose bei ausreichender Behandlung ist gut. Nur in wenigen Fällen greift die Entzündung auf Nachbarstrukturen über und führt hier zu weiteren Beschwerden.

Ohne geeignete Therapie drohen jedoch Entzündungen, die sich ins kleine Becken ausdehnen können. Hier sind besonders die Eierstöcke und Eileiter betroffen (Adnexitis= Eileiterentzündung oder Eierstockentzündung), die im schlechtesten Fall zu einer Unfruchtbarkeit (durch Verkleben, Gewebeverlust) führen können. Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist auch bei einer vorliegenden Schwangerschaft geboten. Hier kann es durch Einwanderung der Erreger zu Schäden beim Föten kommen, Frühgeburten oder ein Abort drohen.

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Beitragsbild: pixabay.com – LJNovaScotia

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.06.2012 aktualisiert.